South Luangwa Nationalpark in Sambia: Bushwalk mit Überraschungen!
Zu Fuß durch den Busch, so wie einst die Pioniere den Kontinent entdeckten: Afrika hautnah!
„Dort links, da liegt ein Leopard im Baum.“ Lässig zeigt Gideon, der Tracker auf der morgendlichen Pirschfahrt auf einen Leberwurstbaum zu unserer linken Seite. Abraham, der Guide, bremst, setzt rückwärts, nimmt kurz ein Fernglas zur Hilfe und bestätigt die Sichtung – keine zehn Meter von unserem fensterlosen Auto entfernt, keine fünf Minuten, nachdem wir das Camp verlassen haben. Doch sosehr wir auch angestrengt die einzelnen Astgabeln hinter dem relativ dichten Buschwerk absuchen, wir vermögen den Meister der Camouflage nicht zu entdecken. Geduldig gibt Abraham uns Anweisungen, wie wir den Baum absuchen sollen. Endlich entdecken wir das gefleckte Fell, die elegante Katze liegt lässig auf dem Baum, die Ohren aufgerichtet, irgend etwas hat ihre Aufmerksamkeit erweckt.
Wir warten ein paar Minuten, hoffen, dass sie vielleicht etwas gesichtet hat, was sie zur spontanen Jagd veranlasst. Doch irgendwann sinkt der Kopf auf die Pfoten, wir fahren weiter. Nach ein paar hundert Metern hält das Vehikel an, Abraham bedeutet uns auszusteigen und erklärt auch gleich, wie es mit dem Bushwalk weitergeht: „Zu Fuß durch den Busch zu gehen, birgt immer ein gewisses Element des Risikos in sich. Für brenzlige Situationen ist Gideon zuständig, er wird als Erster marschieren, wir folgen ihm in einer Reihe hintereinander.“ Die kleine Gruppe setzt sich in Bewegung. Ich habe sehr wohl noch im Kopf, dass wir gerade erst an einem Baum vorbeikamen, auf dem ein Raubtier gut verborgen auf eine Gelegenheit lauert.
Suchbild: Wo ist der Leopard?
Tracker Gideon läuft voraus
Beim Bushwalk kommt es auf die Details an
Beim Fußmarsch durch den afrikanischen Busch stehen Details im Vordergrund, die während der Pirschfahrten unmöglich zu entdecken sind: Insekten, Pflanzen, verrottende Knochen und Schädel – und die Hinterlassenschaften der verschiedenen Tiere, in denen die Guides lesen wie in einem Buch: Wann ist die Elefantenherde hier durchmarschiert, war sie auf dem Weg zum Fluss und was stand morgens auf dem Speiseplan der Dickhäuter? Vor einem fast künstlerisch anmutendem Haufen verweilen wir. Versonnen blickt Abraham die Ausscheidung des Büffels an und sagt dann den staatstragenden Satz: „Wenn man sich Büffelkot lange genug ansieht, erkennt man irgendwann die Schönheit in ihm.“
Die Überreste eines Warzenschweins
Beim Bushwalk sieht man auch die Flora Sambias
Kaffee und Kekse im Busch, knackiger Rucola-Salat zum Lunch
Unter einem riesigen Baobab-Baum halten wir an. Zeit für die Kaffeepause! Rasch zaubert das Team aus dem Rucksack heißes Wasser, Kaffeepulver, Teebeutel und eine Keksdose hervor, bereitet das kleine Picknick vor, während Gideon sicher stellt, dass Leoparden und Löwen nicht uns zum nächsten Snack auserkoren haben. Glücklich und entspannt lassen wir uns mit dem heißen Getränk auf dem Boden nieder, genießen die Ruhe und Einsamkeit der sambischen Landschaft um uns herum.
Zurück im Chinzombo Safari Camp, dem wahrscheinlich luxuriösesten Camp, das Sambia derzeit zu bieten hat, erwartet uns eine angenehme Überraschung: Eine Fußmassage, die jeder Gast spendiert bekommt, der den ersten Bushwalk mitgemacht habt. „Die habt Ihr Euch redlich verdient,“ lacht Yaliwe Banda, die herzliche Camp Managerin, über das ganze Gesicht und ergänzt: „Lasst Euch ordentlich verwöhnen!“
Das mit dem Verwöhnen lassen muss sie uns nicht zweimal sagen. Beim Mittagessen setzt sich das Erlebnis nahtlos fort. Auf dem Buffet wartet frischer, knackiger Rucola, kleine Cocktailtomaten, gegrillte Auberginen, ein saftiger, kalter Rinderbraten und vielerlei mehr Köstlichkeiten. Mich beschleicht ein wenig ein schlechtes Gewissen: Von woher mag das alles eingeflogen worden sein, damit wir hier nicht auf unseren gewohnten Essensstandard verzichten müssen?
Am Nachmittag treffe ich Mario Voss, einen Deutschen, der seit vielen Jahren in Sambia lebt und bei Time + Tide den deutschen Markt betreut. „Wir beziehen fast all unser Gemüse und Obst aus den umliegenden Dörfern,“ beruhigt er mich, „Du musst Dir keine Gedanken machen. Im Gegenteil, wir kurbeln hier kräftig den Umsatz in der Landwirtschaft an und tragen zur Erhaltung der Arbeitsplätze bei.“ Beruhigt schiebe ich meine Bedenken beiseite und verziehe mich in unsere geräumige, mit allem erdenklichen Komfort ausgestattete Villa mit Blick auf die letzten Pfützen des Luangwa Flusses.
Die Hitze legt sich drückend über Landschaft, Menschen und Tiere, die Natur lechzt danach, dass endlich die Regenzeit beginnt und die Wasserspeicher wieder auffüllt. Ein weiterer Luxusfaktor im Chinzombo Safari-Camp ist eine kleine Klimaanlage, die über einen Stoffschlauch kühle Luft von oben durch das Moskitonetz ins Bett pustet und sowohl Siesta als auch Nachtruhe zu einer echten Erholung werden lassen
Die Kaffeepause gehört zum Bushwalk dazu!
Knackig-frischer Salat aus dem Nachbardorf
Sundowner im Tal der Leoparden
Am Nachmittag verzichten wir auf den Bushwalk und wählen statt dessen ein für Safaris typisches, geländegängiges Allradfahrzeug, das an den Seiten offen ist. Die Artenvielfalt des Nationalparks ist überwältigend. Elefanten, Antilopen, Warzenschweine, Giraffen, Affen und zahlreiche Vogelarten fressen, äsen, dösen oder spielen munter in der allmählich tiefer stehenden Sonne und lassen sich durch die rollenden Blechkisten mit den seltsamen, schwarzen Geräten, die fortwährend „Klick“ machen, nicht stören.
Zum Sonnenuntergang gehört hier – wie überall im südlichen Afrika üblich – die schöne Tradition des „Sundowners“. Die Mitarbeiter klappen eine am Kühlergrill befestige Platte nach oben und rasch werden Getränke und Snacks zubereitet und serviert. Da die britischen Kolonialspuren heute noch zu sehen sind und Tonic ja traditionell zur Vorbeugung und Bekämpfung der Malaria eingesetzt wurde, steht „Gin & Tonic“ als Sundownercocktail hoch im Kurs. Wir genießen die Drinks, während die untergehende Sonne den afrikanischen Himmel glutrot färbt und die Speicherkarten unserer Kameras sich weiter füllen.
Am von unserem Rastplatz aus gesehen unterhalb liegenden Flussufer machen wir in der Ferne einen Leoparden aus. Trotz der Entfernung halten wir unwillkürlich den Atem an. Die Katze schleicht geschmeidig zum Wasser, hält inne, läuft weiter, trinkt, dreht sich betont langsam in unsere Richtung und verschwindet dann im dichten Dickicht oberhalb der Uferböschung. Kaum ist die Sonne versunken, wird es schlagartig dunkel. Lange, romantische Dämmerungsabende, wie wir sie aus Europa kennen, gibt es hier nicht.
Die Geräuschkulisse ändert sich genau so abrupt wie die Änderung der Lichtverhältnisse. Affen warnen vor Raubtieren, die nun auf die Jagd gehen, vom nahe gelegenen Fluss grunzt eine Flusspferdfamilie um die Wette und in der Ferne trompetet ein Elefant durchdringend. Abraham sammelt uns wieder ein, während Gideon den Suchscheinwerfer einschaltet. Auf dem Weg zurück ins Camp hoffen wir auf etwas Drama mit Großkatze! Behutsam leuchtet der Tracker das Gelände ab. Trifft er mit dem Suchkegel auf die lichtempfindlichen Augen von Antilopen, senkt er sofort den Scheinwerfer auf den Boden, um die Tiere nicht zu blenden und somit ihren Jägern einen unnatürlichen Vorteil zu verschaffen. Da! Das Licht huscht über ein Fleckenmuster, geht zurück – und ein Leopard, der sich gerade auf die Pirsch macht, steht im Rampenlicht. Noch lässt er sich nicht beirren. Doch eine Affenherde in den Baumwipfeln hat den Feind sofort ausgemacht und schlägt Alarm. Der Leopard versucht noch zögernd ein paar Schritte in Richtung der ausgemachten Beute, wittert, dreht dann um, lässt sich indigniert nieder und putzt erst einmal sein Fell.
Genug Aufregung für heute! Wir kehren zurück ins Camp und lassen den Abend nach einem leckeren Essen bei anregenden Gesprächen mit den anderen Gästen gemütlich an der Bar ausklingen.
Thornton-Giraffe im South Luangwa Tal
Der Sundowner ist angerichtet!
Drama mit Flusspferd
Am nächsten Morgen treiben mich die laut-schnarrenden Geräusche der Flusspferde noch vor dem Weckruf aus dem Bett. Ich husche im Pyjama auf die Terrasse, wo ein Affe gerade seine Pfote in den Pool steckt, um zu trinken und sich dann mit einem bitterbösen Blick auf mich, den Störenfried, in den nächsten Baum verzieht. Ich habe keine Augen für ihn. Am gegenüberliegenden Flussufer zeichnet sich nämlich ein Drama ab, das mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Ein paar Einheimische aus einem Dorf in der Nähe haben ein Kanu geschultert, dass sie im Fluss absetzen, wohl um die letzten, verbliebenen Fische aus dem niedrigen Wasser zu ziehen. Nur wenige Meter von ihnen entfernt steht ein sichtlich ungehaltenes Flusspferd, das sich plötzlich wendet und auf die Truppe zu stampft. „Kein Wunder, dass diese Kolosse mehr Menschen in Afrika verletzen und töten, als alle anderen Wildtiere zusammen“, denke ich mir und überlege schon, wen ich zu Hilfe rufen kann. Doch die Einheimischen lassen sich nicht wirklich von der Scheinattacke beeindrucken. Beherzt wirbeln sie Wasser auf, stoßen laute Rufe aus – und haben Erfolg. Das Tier dreht sich zur anderen Seite und trottet missmutig von dannen. Glück für die Menschen, Pech für meine Ambitionen, einmal im Leben das Titelbild der National Geographic abgeliefert zu haben!
Unser Luxus-Zelt im Chinzombo-Camp
Das Flusspferd reagiert etwas unwirsch
Drei an einem Tag
Nach dem Frühstück heißt es für uns Abschied nehmen vom ultimativen Luxus. Nächste Station ist das ebenfalls zu Time + Tide gehörende Mchenja Bush Camp, weiter nördlich im South Luangwa Nationalpark gelegen. Der Transfer dorthin wird mit einer Pirschfahrt verbunden. „Löwen haben wir noch gar nicht gesehen,“ sage ich zu Willie, unserem Guide und Fahrer für den heutigen Tag. „Das dürfte schwierig werden,“ erwidert dieser, „wenn so viele Leoparden hier sind, wie im Moment, bekommst Du kaum Löwen zu Gesicht, die vertragen sich nicht miteinander in einer Gegend. Aber ich schau‘ mal, was sich machen lässt.“ Zwischenzeitlich passieren wir einen schlecht gelaunten Elefanten, den ersten von drei Vertretern der „Big Five“, die wir an diesem Tag zu Gesicht bekommen werden.
An einer Weggabelung zögert Willie, will schon nach links abbiegen, entscheidet sich dann aber doch für den rechten Weg. Wir biegen um eine Kurve. Einige hundert Meter vor uns stehen mehrere Safarifahrzeuge in Warteposition. Unser Guide nimmt den Feldstecher zu Hilfe, dann malt sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht. „Hatte ich doch den richtigen Riecher, das Löwenrudel ist da und hat offensichtlich gerade gefrühstückt.“ Wir können unser Glück kaum fassen. Langsam rollen wir auf die anderen Fahrzeuge zu. Von links erscheint eine Löwin auf der Bildfläche, die Pfoten noch leicht rötlich. Gemächlich stolziert sie an uns vorbei, schlängelt sich zwischen den wartenden Jeeps hindurch und gesellt sich zu den anderen Katzen, die bereits im Schatten unter einem Mopane-Baum dösen. Nummer Zwei der Big Five.
Weiter geht es gen Norden. In der Ferne zieht eine Staubwolke in den Himmel. Willie kneift die Augen zusammen, fährt weiter. Um eine Kurve. Bremst abrupt. Vor uns zieht eine riesige Büffelherde von links nach rechts, mitten über den Sandpfad. Geduldig warten wir das Spektakel ab, Tiere haben nun einmal Vorfahrt in Sambia! Und Wir haben Nummer Drei der Big Five gesehen!
Ein schlecht gelaunter Elefant
Siesta nach einem üppigen Mahl
Evakuierung aus dem Busch
Mit unserer Ankunft im Mchenja Bush Camp lassen wir die letzten Errungenschaften des digitalen Lebens hinter uns. Kein WLAN, kein Strom rund um die Uhr, keine Steckdosen im Zelt, statt dessen eine gemeinschaftlich genutzte Steckerleiste im Essbereich, an der Kamera-Akkus und Laptops aufgeladen werden können.
Endlich bin ich im Busch angekommen, kein Stück Papier mehr passt zwischen die Natur und mich.
Hier ist vom Fluss nur noch ein magerer Tümpel übrig geblieben. Eine junges Flusspferd kuschelt sich an seine Mutter und schaut mich mit großen Augen an. „Die Herde ist schon vor einer Weile weitergezogen“, erläutert Camp Manager John Kasonga. Die restlichen drei Tiere haben sich mit der Handvoll Krokodile, die offensichtlich auch zu faul zum Umzug waren, arrangiert und teilen sich brüderlich das spärliche Nass.
Es wird Zeit für die nachmittägliche Pirschfahrt. Das Glück bleibt uns gewogen, wir sichten nach kurzer Zeit einen prächtigen, männlichen Löwen, der heftig hechelnd unter einem Dornenbusch Siesta hält sowie einen Elefanten, der ein kräftiges Staubbad nimmt. Zum Sundowner treffen wir auf das zweite Vehikel des Camps mit den anderen Gästen, wir genießen den Blick über das Tal mit den üblichen Drinks und Snacks. Doch was war das? Ein Donnergrollen?! In der Tat, kurz darauf erhellen die ersten Blitze den Himmel, das Gewitter rückt näher. Rasch machen wir uns zurück auf den Weg ins Camp, schaffen es gerade noch rechtzeitig, vor den ersten herunterklatschenden Tropfen, zurückzukehren.
Es hat die ganze Nacht hindurch zwar nicht heftig, aber beständig geregnet. Ich freue mich auf den für nach dem Frühstück geplanten Bushwalk, weil ich nun endlich erleben darf, wie die Natur in Afrika auf das so lange ersehnte Nass reagiert. Zu früh gefreut! Amy Sibun, Assistentin des Camp Managers, eröffnet uns, dass wir wahrscheinlich evakuiert würden, da sie nicht abschätzen könnten, wie am darauffolgenden Tag – unserem eigentlich geplanten Abreisedatum – die „Straßenverhältnisse“ sein würden. Am Ende der Woche hätte das Bushcamp für die Regenzeit sowieso geschlossen. Nach kurzer Rücksprache mit der Zentrale heißt es „Frühstücken, die Taschen packen, zurück nach Chinzombo, der Traktor ist auf dem Weg, um unser Allradfahrzeug wenn nötig aus dem Schlamm zu ziehen.“ Tatsächlich kommen wir keine 100 Meter weit und schon ist der Traktor im Einsatz. Mit schweren Ketten wird das ansonsten anstandslos geländetaugliche Vehikel aus seiner misslichen Lage befreit. Wir biegen auf den Pfad, der uns zum anderen Camp zurück führen soll. Doch wo am Vortag noch feiner Sand vom Wind aufgewirbelt wurde, ist nun ein breiter Wasserkanal. Noch ist der Boden so trocken, dass nichts in ihm versickern kann.
John, der uns zurück fährt, hat mittlerweile leichte Schweißperlen auf der Stirn. Hoch konzentriert und mit großer Umsicht lenkt er das immer wieder weg schlitternden Fahrzeug durch den glitschigen Schlamm. In einer Senke bleiben wir erneut stecken. Nach einer gefühlten Ewigkeit nähert sich von hinten der Traktor, der natürlich wesentlich langsamer vorankommt und zur Absicherung die Nachhut bildet. Rechts und links von uns ist kaum eine Handbreit Platz, das schwere Gerät muss uns über die seitliche Böschung umfahren. Nun kommt der Traktor selber ins Rutschen, das rechte Hinterrad gräbt sich tief in den Schlamm. „Wenn der nun auch noch stecken bleibt, was kommt als Nächstes? Evakuierung mit dem Helikopter?“ denke ich bei mir. Doch schon haben die Wind- und Wetter erfahrenen Sambier die Situation im Griff und unseren Geländewagen wieder auf Spur gebracht. Ohne weitere Zwischenfälle verläuft die restliche Fahrt. Während einer kurzen Pause begutachte ich die schlammverschmierten Reifen. „Ich hoffe, nicht, dass Du heute auch noch das Auto waschen musst?“ frage ich John. „Nein,“ grinst dieser breit zurück, „ich habe mit diesem Höllenritt für heute meinen Beitrag geleistet, das Wagen waschen überlasse ich meinen Kollegen.“
Mami ist die Beste!
Evakuierung mit dem Traktor
Bushwalk mit Überraschung
Zurück in Chinzombo werden wir aufs herzlichste begrüßt wie lange nicht zu Besuch gewesene Familienmitglieder. „Da Ihr morgen erst gegen Mittag abfliegt, könnt Ihr bei uns noch einen Bushwalk machen“ eröffnet Yaliwe uns zu meiner Begeisterung. Abends fragt Abraham, ob wir besondere Wünsche haben, nach welchen Tieren er Auschau halten soll. Nachdem wir die „Big Five“ bereits gesehen haben ein echtes Luxusproblem! Zögerlich sage ich: „Ich habe noch nie eine Schlange in der freien Natur gesehen, das wäre ein tolles Erlebnis.“ Abraham winkt ab: „In meinen 20 Jahren als Guide kann ich vielleicht an zwei Händen abzählen, dass das passiert ist. Mach Dir da keine allzu großen Hoffnungen.“
Kaum bin ich am nächsten Morgen aus dem Auto geklettert und habe die ersten Meter zu Fuß hinter mich gelegt, will ich meinen Augen kaum trauen. Die Natur in Afrika verschwendet wahrlich keine Sekunde! Dort, wo vor wenigen Tagen noch braune Farben und dürre, trockene Äste vorherrschten, begrüßen uns nun saftige, prall gefüllte Zweige aus denen frische, grüne Triebe hervorsprießen!
Wir laufen wie gewohnt im Gänsemarsch durch die Landschaft. In kurzer Entfernung passieren wir eine kleine Herde Zebras, denen wir weitaus näher kommen, als es mit einem Fahrzeug möglich gewesen wäre.
Auf einem weiten Feld mit kargen Bäumen halten wir an. Kürzlich ist hier eine Elefantenherde durchmarschiert, hat mangels grünblättriger Alternativen die Borke von den Bäumen gefressen, wodurch diese abgestorben sind. Während Abraham uns das erklärt, wir alle in die selbe Richtung schauen, meint er scherzhaft: „Typisch ist, dass wir dorthin schauen, während sich in unserem Rücken der Löwe anschleicht und wir das gar nicht mitkriegen.“ Plötzlich schaut er hinter mich, seine Augen werden tellergroß. Da wird doch nicht eine Raubkatze im Anmarsch sein?! „Dreh Dich mal ganz langsam um und schau auf den Boden hinter Dir.“ Ich tue, wie mir geheißen wird. Und traue meinen Augen nicht! In weniger als fünf Metern Entfernung schlängelt sich ein junger Python durch das Gras. Fasziniert beobachte ich die eleganten, seitlichen Vorwärtsbewegungen des Reptils. Es scheint sich durch unsere Anwesenheit nicht gestört zu fühlen, selbst als wir uns ihm weiter nähern, um diesen denkwürdigen Moment mit den Kameras festzuhalten. Das Tier zieht sich in einen abgestorbenen Baumstamm zurück, und wir laufen noch immer sprachlos weiter.
Obwohl es noch nicht zurück nach Deutschland geht, fällt mir der Abschied aus dem South Luangwa Nationalpark schwer, haben wir hier doch so intensive und schöne Momente und hautnahe Naturerlebnisse erfahren dürfen. Da hilft nur Eines: Möglichst bald wiederkommen!
Der letzte Bushwalk im South Luangwa Nationalpark
Mein Wunsch wird erfüllt – wir treffen auf einen Python