Rendezvous mit Elefanten
Was macht man mit zwei verwaisten Jungelefanten, die auf Grund ihrer Vorgeschichte kein selbstbestimmtes Leben in freier Natur mehr führen können? Übergibt man sie an einen Zoo oder in ein Elefantenwaisenhaus – oder adoptiert man sie? Für Doug Groves war die Antwort auf diese Frage schon längst klar, als er vor über 20 Jahren während eines Filmprojektes in Afrika Jabu und Thembi kennenlernte. Die beiden Tiere waren Waisenopfer einer Ausmerzungskampagne von Elefanten im südafrikanischen Krüger- Nationalpark.
Als Doug 1988 die beiden damals zweijährigen Jungtiere zum ersten Mal traf, waren sie emotional traumatisiert und höchst verunsichert. Er adoptierte die beiden Elefanten. Mitte 1994 bot man Doug dann die damals 17-jährige Morula zur Adoption an. Die ebenfalls verwaiste Elefantendame aus Simbabwe war zusammen mit ihrem Partner an einen Park in einer Nordwestprovinz Südafrikas verkauft worden. Der Bulle tötete dort sieben weisse Nashörner und griff ein Safari-Auto an, woraufhin die Parkbehörde seine Tötung beschloss und für Morula, die als Einzelgängerin von da an ein anti-soziales Verhalten an den Tag legte, eine neue Heimat suchte. Zusammen mit seiner Frau Sandi richtet das Paar heute ihr Leben nach dem Wohlergehen der drei sanftmütigen Riesen aus.
Schliesslich liess sich die afrikanische Patchworkfamilie in Botswana nieder, wo Doug und Sandi mit viel Geduld, Zuwendung und Verständnis dem Elefantentrio nicht nur ein neues Selbstbewusstsein und soziale Stabilität schenkten, sondern mit ihnen auch täglich durch den afrikanischen Busch wandern, um ihnen ein möglichst natürliches Leben zu ermöglichen.
Um das Verständnis für die Tiere und die Konflikte, die sie in der Nähe von menschlichen Siedlungen teilweise hervorrufen, zu wecken und fördern, bietet Doug geführte Spaziergänge mit seiner Mini-Herde an. Gespannt sitzen wir mit Benson, unserem Guide im Baines‘ Camp, im offenen Jeep und fahren zum vereinbarten Treffpunkt. Doug begrüßt uns und führt uns zu einem offenen Platz, auf dem Buschwerk verstreut liegt, an dem die Elefanten bereits herzhaft zu Gange sind, immer wieder kräftige Äste zusammendrücken und in ihren Schlündern verschwinden lassen. Der Morgen beginnt mit einer äußerst lehrreichen und natürlich anschaulichen Biologiestunde.
So erfahren wir zunächst, dass der Afrikanische Elefant das grösste Säugetier ist, das auf dem Land lebt. Er wird bis 7,5 Meter lang und bringt bis zu 7.500 Kilogramm Gewicht auf die Wage.
Autor: Judith Hoppe
Auszug aus dem Artikel in der Ausgabe Januar 2010.