Vorhang auf! Das Mare Nostrum auf Mallorca bittet zu Tisch…

Es gibt eine Unmenge guter Restaurants auf Mallorca. Wir haben eines gefunden, in dem man exzellent mallorquinisch kocht – ein Insidertipp!

So mancher hat von so etwas schon gehört, wenn nicht gar selbst erlebt: Man biegt um die Ecke und da ist der laut Reiseführer „absolute Geheimtipp“ tatsächlich – allerdings umringt von 100 anderen „Jägern des verlorenen Schatzes“, die allesamt den gleichen Guide in Händen halten…

So ist’s eben mit dem Geheimtipp: Man behält ihn besser für sich, wenn er bleiben soll, was er ist. Oder erzählt davon, in meinem Fall, schreibt darüber, und teilt bisher verborgenes Wissen mit vielen. Wohl wissend, ihn zu verlieren, schlimmer noch: zu seiner unabwendbaren Vernichtung beizutragen, egal ob es sich um eine malerische Bucht, geheimen Tempel – oder ein sagenhaft gutes Restaurant handelt.

Das Mare Nostrum befindet sich in Sa Pobla

Wie dem Mare Nostrum. Das sich (was naheliegend ist) im Selbigen befindet, im Mittelmeer also, genauer gesagt, im Nord-Osten der Baleareninsel Mallorca. Der Ort, in dem es liegt, heisst Sa Pobla und ruht gelassen im Rückraum der Bucht von Alcúdia. Hier gibt es wenig bis nichts zu besichtigen, nur dörfliche Idylle, die sich in gewisser, irgendwie die Nerven beruhigenden Gleichförmigkeit gebärdet. Die meisten hier Ansässigen sind Landwirte, man baut Artischocken, Melonen, Tomaten, Paprika und zahlreiche Gewürze und Kräuter an. Für absolut gar nichts ist Sa Pobla berühmt, es sei denn, man spricht von Kartoffeln.

Ein Freund erzählte mir neulich, er sei schon des Öfteren im Restaurant Mare Nostrum gewesen aber immer zuerst einmal unbeabsichtigt daran vorbei gefahren… Es ist schwierig, den Eingang von der engen Straße aus zu finden. Nichts weist ja auch auf ihn hin. Erst Recht nichts Lautes, leuchtend Plärrendes. Stattdessen geht ein Mann mitteleuropäischer Prägung, also einer in voller Bauhöhe und -breite, leicht schräg durch die schmale Tür, die an ein für Mallorca typisches Haus aus dem 19. Jahrhundert mit Sandstein-Fassade eingestockt wurde. Man(n) landet dann in einem spärlich begrünten Vorraum mit pittoresk vergitterten Bauernbrunnen und rostigem Flaschenzug. Wo die Inhaberin Cristina Burgés bezaubernd lächelnd bereits wartet und den Gast begrüßt. Moisés Plazas, der Küchenchef, hat dafür weder Sinn noch Zeit, wuselt und werkelt indes hingebungsvoll durch sein Reich.

Beide sind vom Fach, lernten sich auf der Nachbarinsel Menorca kennen, greifen aber nie quer über die Töpfe des jeweils anderen. Cristina kreierte nämlich ausschließlich zauberhafte Desserts, sorgt sich, hier im Mare Nostrum jedoch um Service und Gäste.

„Rustikal, Landhausstil“ sind die ersten Vokabeln die mir im Gastraum in den Sinn kommen, wobei ich gar nicht so genau weiß, ob beige-braunes Mauer werk, einfache Möblierung und Geschirre so genannt werden.

Mehrgängiges Degustationsmenü im Mare Nostrum

Jedenfalls passt das alles fürs Auge gut zueinander, Nase und Zunge bekommen allerdings unerwartete Breitseiten serviert: Sauber präsentierte, liebevoll arrangierte, geschmacklich pointierte Gerichte mit Textur und Charakter. Es mundet wie man sich landläufig die „gute Landesküche“ Mallorcas so vorstellt – wenn man keine Ahnung hat! Das Mare Nostrum ist nämlich um Welten besser. Es vermittelt und serviert Würze und Aromen dessen, was das Restaurant umgibt, den Ort und Region ausmacht. Diese so oft kolportierte Saisonalität und Regionalität, passen aufs Mare Nostrum genau. Aber eben ohne das Dröge, Füllende, Schwere und Fette typisch mallorquinischer Kochart. Bauerngerichte sättigen und sollen Energie für harte Arbeitstage liefern, sind nicht geschaffen worden, um verwöhnte Gaumen Genuss süchtiger Urlauber zu verzücken. Dafür ist in Sa Pobla nämlich das Team Burgues/Plazas zuständig! Und die beiden widmen sich dieser Aufgabe mit Hingabe.

Serviert wird ein mehrgängiges Degustationsmenü, mit einem Glas Cava zum Auftakt. Ein Fisch- und ein Fleischgericht bilden quasi die beiden Hauptspeisen, vorweg steht je nachdem, was der Markt hergibt, beispielsweise eine Rote-Beete-Suppe, gefolgt von einer vegetarisch gefüllten Maultasche und ein Risotto auf dem Tagesplan. Damit der Gast beim Nachtisch nicht zu kurz kommt, gibt es gleich mehrere kleine, süße Häppchen, liebevoll auf einer Etagere angerichtet.

Dörflich wird es erst wieder, wenn einem die Rechnung präsentiert wird. Tief über den Tisch gebeugt, mit der Lesebrille auf der Nase durchsucht man angestrengt die Liste des Verzehrten, Getrunkenen. Es muss doch etwas fehlen! Nicht vorstellbar, dass so viel Genuss nur so wenig kostet. Tut es aber. Im Mare Nostrum, auf Mallorca, einem nunmehr ehemaligen Geheimtipp…

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