Beauty-Contest an der Küste
Die Natur auf des Deutschen Lieblingsinsel ist längst erwacht.
Bunte Blüten, sattes Grün und duftende Kräuter prägen überall die Landschaft, wenn man die Strände im Süden und Osten verlässt und sich auf Tour begibt, den schönsten Ort Mallorcas zu suchen.
Um diese Krone streiten sich mehrere Dörfer, als zwei der Favoriten gelten seit langem schon das winzige Bergdorf Fornalutx bei Sóller und die Kleinstadt Valdemossa. Beide liegen an der malerischen Westküste des Eilands, die für sich genommen schon einen Ausflug Wert ist. Und da Superlative in der Regel nicht vergleichbar und sowieso subjektiv sind, hilft nur eines: nachschauen! Wer weiß, vielleicht gibt es ja einen „schönsten Ort Mallorcas“, von dem nur noch niemand weiß.
Eine mögliche Route beginnt in Andratx und folgt der Landstraße MA-10 siebzig Kilometer entlang der Küste bis Fornalutx. Das klingt nach nicht besonders viel, reicht aber leicht, um einen, wenn nicht mehrere Tage mit eindrucksvollen, zauberhaft romantischen Momenten zu füllen.
Die Gegend um Andratx/Port d’Andratx
Die Gegend um Andratx/Port d‘Andratx gehört zu den wohlhabendsten der Insel, entsprechend feudal sind Bausubstanz und Vehikel, sowohl auf und neben der Straße, als auch die, die an der Kette dümpeln. Hafen und Uferpromenade dienten schon öfter als Filmkulisse und beheimaten einige hervorragende Restaurants. Es gibt schicke Boutiquen und Galerien, Cafés und Bars. In Andratx ist der „Promifaktor“ hoch, der Blick am Abend über Hafen und Schiffe indes für alle gleich – und unbezahlbar.
Der nächste Wegepunkt ist Estellencs, ein kleiner Ort an der Steilküste. Neben dem atemberaubenden Blick hinaus aufs Mittelmeer fallen hier besonders die Terrassenfelder auf, die zum Anbau von Tomaten dienen. Neueren Datums ist im Orte der Weinanbau der Malvasiertraube, wobei Fachleute dem Rebensaft der Region eine große Zukunft verheißen. Zudem kann man die Pfarrkirche Sant Joan Bautis be sichtigen, die 1422 erstmals urkundlich erwähnt wurde.
Über Banyalbufabar nach Valldemossa
Entlang der gesamten Strecke trifft man übrigens immer wieder auf so genannte Talaies (Wachtürme) die aus mallorquinischem Naturstein gefertigt wurden und im sechzehnten Jahrhundert als Warnsystem vor Piratenangriffen dienten. Und da sie weithin sichtbar sein mussten, um ihren Zweck zu erfüllen, sind sie leicht zu finden und ideale Aussichtspunkte, um die wilde Küste mit dem dahinter liegenden unendlichen Meer zu genießen.
Nun geht es kurvenreich hinunter nach Banyalbufar, das ebenso von rund zweitausend Terrassen umlagert wird. Hier steht einer dieser Wachtürme mit Namen Torre des Verger (auch Torre de Ses Ànimes). Er schwebt scheinbar über dem Meer und ist heute der meist besuchte Aussichtspunkt ganz Mallorcas.
Es geht wieder hinauf auf die MA-10 und ein Stück landeinwärts in ein wasserreiches Tal der Serra de Tramuntana nach Esporles. Der malerisch gelegene Ort beherbergt das Landgut La Granja, das es wert ist, besucht zu werden. Der stattliche Gutshof bietet mit seinen Gärten und der umfangreichen Sammlung gleichsam überbordende Natur und einen Einblick sowohl ins herrschaftliche als auch ins bäuerliche Landleben der letzten Jahrhunderte.
Kaum zehn Kilometer weiter in Richtung Norden windet sich die Straße hinauf nach Valdemossa. Hier schmiegen sich liebevoll restaurierte Häuser und Wege an die Flanken des Kessels, in dessen Mitte das ehemalige Kartäuserkloster das Bild dezent beherrscht. Es lohnt sich, durch die Gässchen zu schlendern oder einen Kaffee vor der Kartause zu trinken, um dann einen Rundgang durch den Klosterbau zu unternehmen, der seine Berühmtheit dem Winter 1838/39 verdankt, den der polnische Komponist Frédéric Chopin dort mit der französischen Schriftstellerin George Sand verlebte.
Von Deia über Soller nach Fornalutx
Noch schöngeistiger geht es in Deià zu, wieder ein paar Kilometer weiter in Richtung Norden. Schon viele Künstler haben sich vom zauberhaften Charme des Örtchens verzaubern lassen – und tun dies noch heute – was man in Galerien und Hotels bewundern und natürlich auch kaufen kann.
Nun befinden wir uns auf der Zielgerade unseres kleinen „Mallorcas-Next-Top-Village“ Contests und besuchen den vorletzten Kandidaten, Sóller nämlich, den man übrigens von Palma aus auch mit dem Zug bereisen könnte. Die Schmalspurbahn heisst verwirrender Weise „Roter Blitz“ und ist eigentlich braun und langsam.
Sóller liegt wie eine Muschel in den schroffen Felsen der Sierra de Alfabia, offen in Richtung Meer. Der höchste Berg der Insel, der Puig Major (1.445 Meter), wacht über dem beschaulichen Tal. Hier wachsen Oliven-, Zitronen- und Orangenbäume und versprühen mediterranes Flair.
Im gleichen Tal, in Richtung Kloster Lluch liegt in klarer, sauberer Bergluft unser Endziel: Fornalutx. Im Dorf folgt man dem ewigen Auf und Ab der Treppenbauweise und adaptiert schnell den ganz eigenen Rhythmus des preisgekrönten Dörfchens. Gepflegte Häuser in Natursteinbauweise umgeben die Plaza mit alter Kirche, Cafés und Restaurants. Man sagt, es sei ein Ort für diejenigen, die das Besondere suchen.
Was ohne weiteres auf jeden hier beschriebenen Ort zutrifft. Und dabei waren wir bei weitem nicht überall – der Westen Mallorcas bietet noch mehr, das es zu entdecken gilt.
Die Balearen
Die Mittelmeerinsel Mallorca gehört zu den Balearen. Weitere Inseln im Archipel sind Menorca, Ibiza und Formentera.
www.illesbalears.travel/de/mallorca
Text: Christoph Hoppe
Bilder: Judith und Christoph Hoppe