Für Leib + Seele: Restaurant Nuru - So "cross-over"
Es juckt schon ein bisschen in den Schreibfingern, einen Kalauer über das Göttliche abzufeuern, wenn der Koch im Restaurant Jesus heist. Genauer gesagt Chus Jesús Pérez de la Fuente, heute Chefkoch im Restaurant Nuru, Palma de Mallorca. Aber: ich verzichte. Ein bisschen wenigstens, denn das Göttliche, wenn man G.W.F. Hegel glauben will, sei lediglich Gegenstand denkender Erkenntnis, jene Tätigkeit indes gehöre der Kunst! Und ein Künstler ist Jesús allemal. El Bulli, Arzak auf dem spanischen Festland und das Nobu in London waren die bisherigen, wohlklingenden Stationen seiner kulinarischen Reise.
Nun also das „Nuru“, in Santa Catalina gelegen, jenem Viertel der Inselhauptstadt, wo in engen Rhythmen kreative Restaurantkonzepte jedweder Couleur verschwinden und neu entstehen. Man muss sich in diesem Haifischbecken schon beweisen. Im Nuru versucht die Truppe um Jesús sich mit „Fusion Cui sine“ schon seit einiger Zeit und mit viel Erfolg zu behaupten, asiatische Einflüsse sollen die eh schon facettenreiche mediterrane-spanische Küche weiter bereichern.
Das Restaurant Nuru
Dazu passt die ebenso gemütliche, wie moderne Einrichtung des Gastraumes und die stetig wechselnden, galerieartigen Bilder- und Skulpturenschauen. Als wir dort waren, stellte das Restaurant gerade Werke von Jordi Mollà aus, allesamt mit einem Preis versehen. Ich habe nicht gefragt, ob sie mein – dann für rund 6.000 € zu erwerbendes – Wunschobjekt auch direkt von der Wand nehmen würden…
Jedenfalls verwandelt sich das Gasthaus mit jeder Ausstellung. So erscheint ein erneuter Besuch im Nuru jedesmal wie ein „erstes Mal“. Eine nette Idee.
Die Küche
Thunfisch Tataki „Tagliata“. Wildfang des großen Raubfisches esse ich aus Prinzip nicht mehr, der hier kommt aus einer spanischen Fischfarm. Und mit Parmesan, Wasabi Vinaigrette, Salat von der Rauke, getrockneten Tomaten und Algen aus der Küche. Nur grob mit Salz gewürzt, ist das Fleisch zart, aber fest. Ein gelungener Einstieg in den Abend, alles passt gut zueinander, etwas weniger Chi-Chi hätte es auch getan, ohne den japanischen Meerrettich wäre es mir allerdings auch zu gleichförmig gewesen. Man erkennt Jesús’ Schule.
Rippe vom irischen Angusrind auf koreanische Art gegrillt. Hier sieht – und schmeckt – man, was im „Restaurant Nuru“ mit „Fusion Cuisine“ gemeint ist, wie weit der Chefkoch seine Brücken schlägt. 30 Stunden garte das mit koreanischer Sauce überzogene Rippenstück, bevor es auf dem heißen Teller serviert wird. Diese Art der Marinade besteht meist aus Soja, Apfelsaft, Honig und irgendeiner Frucht. Dazu Kimchi Krautsalat, pikanter Kartoffelsalat und Zwiebeltempura. Klasse gemacht. Nichts fehlt, nichts ist zu viel. Das ist ein großer Wurf, der Können zeigt, den Willen, Kulturen zu verbinden, unterstreicht.
Das Lamm Baklava, der zweite Hauptgang am Tisch, kommt da vergleichsweise zahm daher. Seidenglattes Dattelpüree, Cashewnüsse, einem zweiten Püree aus Blumenkohl und Gelbwurzel. Und Massaman Curry, der thailändischen, nicht die eigentlich indische Variante, das übrigens wörtlich übersetzt „Moslemsuppe“ bedeutet. „Großes Kino“, wie man heute gerne sagt, authentische Aromen, eigenständig und dennoch harmonisch eingebunden.
Als Dessert griffen wir einmal quer ins Regal, auch hier ein bunter Mix aus süß und salzig, weich und knackig, fruchtig, beerig; Zutaten von ganz nah und weit fern. Technisch wie geschmacklich einwandfrei.
Das Fazit
Mir gefällt das „Nuru“ ausgesprochen gut. Weil es so lebendig anders ist und, zumindest in meinem Dabeisein, nicht den Boden auf dem es steht – Mallorca nämlich – verliert. Man erkennt den sorgsamen Umgang mit den Ingredienzien, der sich im ausgesprochen freundlichen, offenen Benehmen der Mitarbeiter wiederfindet. Eine Empfehlung.
Restaurant Nuru
Carrer d’Anníbal, 11
07013 Palma de Mallorca
Mallorca
Spanien
++Aktualisierung++
Leider hat das Restaurant Nuru dauerhaft geschlossen. In der Carrer d’Annibal 11 findet Ihr nun das Restaurant „Nus“.
www.nuspalma.com
Text & Bilder: Christoph Hoppe