Berlin Tipps zum Messebesuch: Gibt es ein Leben nach dem Messetag?
Messen sind ein Ort der Begegnung, der Kommunikation, des Austauschens von Informationen mit anderen Menschen. Das gilt selbstverständlich auch für die weltweit größte Reisemesse, die ITB, die jedes Jahr im März in Berlin stattfindet. Und jedes Mal nehme ich mir fest vor, den Aufenthalt in dieser quirligen und lebendigen Metropole um ein bis zwei Tage zu verlängern. Mehr von der Stadt zu entdecken. Den ewigen Messewürstchen zu entfliehen und Berlin kulinarisch mal so richtig auf den Zahn zu fühlen.
Doch auch dieses Jahr kamen mir leider wieder andere berufliche Verpflichtungen dazwischen. Berlin also wieder einmal nur „zu Randzeiten“ erlebt. Wie mir geht es nicht nur den vielen anderen Messebesuchern. Auch hier gibt es natürlich Menschen, die zu sehr unorthodoxen Zeiten arbeiten und so ihre ganz eigenen Sicht auf die Stadt entwickeln. Der Zufall führte einige von ihnen an einem kühlen März-Abend mit mir zusammen und ich frage sie nach ihren persönlichen Berlin Tipps zum Messebesuch.
Da ist Cherno Jobatey, als „Deutschlands fröhlichster Wecker“ beziehungsweise Moderator beim ZDF Morgenmagazin bestens bekannt. Cherno kenne ich schon lange und wir treffen uns mindestens einmal im Jahr – eben zur ITB in Berlin.
Sabine Montanus, Unternehmerin und Designerin des soeben neu gestarteten Labels Montis Boys ist aus Düsseldorf angereist, um auf der Messe Kontakte zu knüpfen.
Wir haben uns zum Abendessen im Eiffel, einem Restaurant auf dem Ku‘damm zusammengefunden. Der Besitzer, Anjou Haufe, ist wiederum ein langjähriger Freund von Sabine und leistet uns beim Essen Gesellschaft. Ich will wissen, was der Tischrunde an Berlin gefällt und wo sie gerne ausgehen.
Cherno meint: „Ich finde, Berlin ist die schönste, beste, und offenste Stadt der Welt. Und natürlich meine Heimatstadt.“ Ausgehen würde er am liebsten im Prenzlauer Berg, da sei es am Nettesten.
Auch Sabine ist total begeistert von Berlin, „weil es so vielschichtig ist und so brummt.“ Sie hat eine ganz eigene Strategie, eine Stadt zu entdecken: „Ich schwinge mich immer erst mal in einen Touristenbus. Da kann ich mich gemütlich kutschieren lassen, habe einen Stöpsel im Ohr, der mir alles erzählt, was gerade an mir vorbeizieht und dann kann ich gezielt entscheiden, was ich noch sehen will. Der Ku‘damm ist fast schon Pflichtprogramm, aber mehr noch mag ich die Hackeschen Höfe mit dem bunten Völkchen, das dort herumläuft. Genial finde ich die ausgeflippten Designer, die dort ihre Läden haben.“
Als Medienmensch ist Cherno natürlich viel unterwegs und ich bitte ihn um Berlin Tipps zum Messebesuch, wo ich denn mal hingehen könne, wenn ich dem Messedunstkreis vielleicht doch einmal entfliehen kann. Cherno rät: „Das hängt ganz davon ab, wonach Dir ist. Berlin bietet so viel unterschiedliche Möglichkeiten. Ich geh zum Beispiel gerne ins Borchardt, da treff‘ ich die meisten Kollegen. Oder im Einstein Unter den Linden. Da geht der Politklatsch ab. Absolut abgefahren ist Paule’s Heavy Metal Eck in der Simon-Dach-Strasse. Von der Musik ,bekommst du zwar Ohrenkrebs‘, aber der Laden ist echt lustig.“
Anjou, der vom Wandel und der Vielseitigkeit Berlins fasziniert ist, tendiert eher dazu „in seinem Bezirk“ zu bleiben. Als Restaurantbesitzer ist er natürlich nicht ganz objektiv und wählt das Eiffel zu seinem Lieblingsrestaurant wegen „der Topqualität und den nettesten Bedienungen der Stadt.“ Die Universum Lounge am Ku‘damm legt er mir für gute Cocktails ans Herz und für die beste Kaffequalität Berlins soll ich das Cara besuchen.
Auch Sabine hat bei früheren Besuchen ihre Lieblingslocation gefunden: „Das Spindler + Klatt ist toll, riesig groß, so circa 2-3.000 Quadratmeter. Erst kannst Du da gut essen essen, später dann tanzen. Von der Decke waren Baumwohllbahnen abgehängt, durch die der Wind durchging, davor standen grosse Futons.“
An die Berliner gerichtet wollen Sabine ich nun wissen, was die beiden als Tagesprogramm empfehlen. Vielleicht kann man ja die Messe mal etwas früher verlassen, wäre doch schade von Berlin nur die Messehallen von innen gesehen zu haben!
Cherno rät uns, auf die Wochenmärkte zu gehen, dort mit den Leuten zu reden. So könne man ganz leicht Berliner kennen lernen. Anjou ergänzt, dass wir unbedingt die Museumsinsel mit einplanen sollten. Sabine, die auch von der Kultur und der Geschichte Berlins begeistert ist, will sich unbedingt auch einmal das Schloss Sanssouci anschauen. Hm, klingt fast so, als müsste ich mindestens zwei Tage länger bleiben… Dann könnte man natürlich auch vielleicht noch das eine oder andere Event mitnehmen. Ist denn gerade etwas Besonderes los? Cherno winkt etwas müde ab. Etwa zweimal pro Woche ist er beruflich auf Veranstaltungen unterwegs, da ist das quasi schon Pflichtprogramm. Dann jedoch grinst er: „Früher hätte ich mal Loveparade gesagt, aber die ist auch nicht mehr so toll. Mittlerweile habe ich ja ein neues Highlight: Das alljährliche Essen mit der Redaktion der Reise-Inspirationen bei meinem Lieblingsinder während der ITB.“ Ich lache auch und verspreche ihm, im nächsten Jahr wieder zum Inder zu gehen.
Bei der Frage nach dem idealen Fortbewegungsmittel scheiden sich die Geister. Während Anjou ein ganz klarer Verfechter der öffentlichen Verkehrsmittel oder von Taxis ist, bewegt Cherno sich am Liebsten per Fahrrad oder joggenderweise durch die Stadt. Angesichts des Verkehrs, den alle am Tisch unisono nervig finden, sicherlich eine gute Alternative. Zumal, Anjou zufolge, der Berufsverkehr zwischen sieben und zehn Uhr morgens und dann bereits wieder ab 15 Uhr bis 19 Uhr abends die Stadt lahm legt.
Mit dem morgendlichen Berufsverkehr hat Cherno keine Probleme. An den Tagen, an denen er das ZDF Morgenmagazin moderiert, ist er bereits morgens um vier Uhr im Studio Unter den Linden. Zu dieser Tageszeit findet er Berlin auch am interessantesten. Die Show geht zwar erst um sechs Uhr los, aber die Themen müssen natürlich vorbereitet werden, bei den Öffentlich-Rechtlichen Sendern schreiben die Moderatoren ihre Texte selber. Anjou, eher Nachtmensch, findet Berlin ab 20 Uhr spannend. Im Sommer zieht es in allerdings auch tagsüber in die Cafés und Strandbars.
„Wie seht uns denn in unserer Eigenschaft als Touristen, nerven wir, fallen wir in dieser riesigen Stadt überhaupt auf?“ will ich zum Abschluss wissen.
Anjou sieht das eher entspannt: „In bestimmten Bereichen ist die Konzentration so groß, das auch die Touristen auffallen, in Mitte zum Beispiel.“ Cherno empfindet sie sogar als Bereicherung für das Stadtbild: „Durch die Touristen merkt man immer wie sich Berlin verändert. Berlin war schon immer ein Ort, wo Leute durchgereist sind. Ich finde es gut, wenn du in einer Kneipe bist und es werden 20 verschiedene Sprachen gesprochen. Und du weisst teilweise noch nichtmal, was das sein soll. Interessant finde ich allerdings, wenn mir jemand sagt, er sei nun ein paarmal hier gewesen und somit Berlinexperte. Ich finde, man kann Berlin nicht kennenlernen, weil es sich permanent verändert. Wenn du sagst ich kenne Berlin, ist das ein Ist-Zustand, das kann morgen schon wieder ganz anders sein. Neulich zum Beispiel war ich in der Solarbar. Von der 17. Etage aus guckst du auf Mitte. Das ist ein netter Laden, aber wer weiss, ob der in einem halben Jahr noch da ist. Mein Tipp? Einfach immer wieder herkommen und sich treiben lassen. Berlin ist ein bisschen wie New York und New York ist ja auch nie fertig.“
Alle Tipps auf der Karte:
Reise-Inspirationen: Berlin auf einer größeren Karte anzeigen
Text:jb