Ein Kleinod in Palma de Mallorca
Der letzte Tag des Jahres beginnt für einen Teil unserer Redaktion immer in den Markthallen von Santa Catalina
Hola guapa, que quires?“ – „Hallo, Hübsche, was bekommst Du?“ Diese Art der Anrede ist typisch für die Marktstände des Mercat Santa Catalina, und eine, bei der mir das Herz aufgeht. Ganz offensichtlich bin ich keine Mallorquinerin, fühle mich aber sofort dazugehörig. Familiär und herzlich geht es hier zu.
Geschichte & Ambiente des Mercat Santa Catalina
In der Nähe des Meeres gelegen und benannt nach dem ehemaligen Krankenhaus der heiligen Catalina aus Alexandria, der Schutzpatronin der Händler und Segler, beherbergte es einst die Häuser von Fischern. Auch Seiler und Müller wohnten in der Gegend. Die pittoresken, traditionellen Gebäude in Santa Catalina bezaubern mit ihren fröhlich-bunten Fassaden, alten Fensterläden aus Holz und kleinen Balkonen mit Pflanzen und Blumen. Das Viertel hat sich bis heute trotz der Gentrifizierung sein dörfliches Ambiente bewahrt, kombiniert lässig traditionelle und moderne Lebensstile und Charakter.
Die Modernisierung, der Fortschritt, hat auch vor dem Angebot im Markt nicht halt gemacht. Längst gibt es hier nicht mehr nur die Zutaten für die traditionellen mallorquinischen Gerichte wie beispielsweise Wachteln, Hase oder Schweinefüße. Inzwischen haben Sushi- und Austern-Bars, Metzger, die pfannenfertige Burger anbieten und ihren kleinen Buden hochtrabende, englische Namen geben, sowie kleine Feinkostläden, die die hochwertigen aber leider nicht mehr wirklich günstigen hiesigen Rot- und Weißweine feilbieten, Einzug gehalten. Jedes Angebot hier findet sein noch so unterschiedliches Publikum und das schöne daran ist: Keiner neidet dem Anderen etwas, Leben und Leben lassen, das ist hier die alles vorherrschende Maxime im Markt.
Mercat Santa Catalina: Treffpunkt an der Bar
Für meinen Mann und mich ist der Mercat Santa Catalina eine regelmäßige Anlaufstelle, wenn wir auf der Insel sind. Und zwar bevorzugt am Samstag Vormittag oder an Sylvester, bevor bei uns daheim die Kochorgie startet. Mit großen Einkaufskörben bewaffnet schlendern wir durch die Gänge, vergleichen die Frische der Fische, verwerfen die Menüplanung für den Abend, weil uns gerade eine verlockendere Alternative an einem Stand angesprochen hat.
„Ui, ich brauch noch Weintrauben für heute Abend“, fällt mir siedend heiß ein. Mein Mann verdreht leicht genervt die Augen, ahnt der doch schon, was jetzt kommt. Denn der spanische Brauch will es so, dass man mit den letzten zwölf Glockenschlägen im alten Jahr mit jedem Schlag eine Weintraube in den Mund steckt, sich dabei etwas wünscht und irgendwie ohne zu Ersticken versucht, bis Punkt Mitternacht alle Trauben herunter geschluckt zu haben. Denn nur dann gehen alle Wünsche in Erfüllung. Nun geht sie also los, die Jagd nach den kleinsten, möglichst kernlosen, Trauben, die im Markt aufzufinden sind. Dieser Vergleich kann erfahrungsgemäß dauern!
Wir haben zwischenzeitlich unwiderruflich die letzte Garnele verputzt und mein Mann drängt zum Aufbruch, will er doch ohne Hektik unser geplantes Degustationsmenü für den Sylvester-Abend vorbereiten. Wie jedes Mal beim Bezahlen rechne ich mehrfach nach, ob das nette Team der Bar des Mercat nicht ein paar Drinks vergessen hat, auf die Rechnung zu setzen. Haben sie offensichtlich nicht, es bleibt so sympathisch und günstig wie eh und je.
Gut gestärkt schlendern wir durch das belebte Viertel zu unserem Auto zurück, von einem Textilstand neben dem Mercat Santa Catalina versucht eine Marktfrau, meine Aufmerksamkeit zu erhaschen und vielleicht noch eine Bluse zu verkaufen. Ich zwinkere ihr zu und vertröste sie auf‘s nächste Wochenende. Denn dann bin ich sicher wieder hier.
„Ich such‘ in der Zwischenzeit schon mal den Fisch für die Bar aus und warte dort bei einem Caña auf Dich“, entlässt mich Christoph in mein Schicksal, für die widerstandsfrei schluckbaren Früchte des Glücks zu sorgen.
Eine Viertelstunde später lasse ich die restlichen Einkaufstüten am Tresen der Bar zu Boden sinken und gebe den Jungens an der Bar ein Zeichen, dass sie mir bitte auch ein kleines Bier frisch zapfen sollen.
Inhaber Antonio Campaner Amengual hat sich für seine Eckbar in der Markthalle Mercat Santa Catalina ein wirklich pfiffiges Konzept ausgedacht: Die Kunden können nach Herzenslust frische Waren in der Markthalle einkaufen, reichen ihm die Einkaufstüte und sein Team wirft die Sachen für einen kleinen Obulus auf eine heiße Platte. Dazu wird ein selbst gemachtes Oliven-Basilikumöl gereicht und solange der Vorrat reicht auch noch etwas Zitrone oder Baguette. Wie herrlich köstlich können doch diese simplen Zubereitungsarten sein!
Mercat Santa Catalina
Plaça Navegació s/n
07013 Palma de Mallorca
Mallorca
Spanien
info [at] mercatdesantacatalina [dot] com
www.mercatdesantacatalina.com
Öffnungszeiten: Montag – Samstag, 07.00 – 16.00 Uhr
Bar des Mercat
Tel.: +34-699-62 50 90
Bardesmercat1 [at] hotmail [dot] com
Facebook: www.facebook.com/Bar-Des-Mercat
Text & Bilder: Judith Hoppe