Die Mandelbaumblüte auf Mallorca: Müsst ihr gesehen haben
Hat die Mandelbaumblüte auf Mallorca schon begonnen?
Unser Mietwagen quält sich die letzten Serpentinen in die Sierra Tramuntana hoch. Wir sind auf der Suche nach blühenden Mandelbäumen, die die Insel im Januar und Februar regelmäßig mit einem Meer aus weißen und rosa Blüten überziehen – dem Schnee der Mallorquiner.
Wie kam der Mandelbaum nach Mallorca?
Die Mandelbaumblüte auf Mallorca beginnt normalerweise Ende Januar oder Anfang Februar und setzt von Süden her ein. Sind die Winter ungewöhnlich mild, findet Ihr auch schon mal Mitte Januar die ersten Blüten. Es ist also immer auch ein wenig ein Glücksspiel, wenn man zu Jahresbeginn ein paar Tage Urlaub auf Mallorca bucht, um diesen unvergesslichen Start in den Frühling mitzuerleben.
Prunus dulcis, wie der süße Mandelbaum mit offiziellem, botanischen Namen heißt, kam erstmals mit den Mauren im Jahr 903 auf die Insel. Doch so richtig verbreitet hat er sich erst Ende des 19. Jahrhunderts. Die Reblaus hatte mittlerweile auch die Baleareninsel erreicht und vernichtete zahlreiche Weinstöcke, die von den Bauern daraufhin durch die Mandelbäume ersetzt wurden. Heute sind diese nicht mehr von der Insel wegzudenken.
Wirtschaftliche Nutzung der Mandeln
Ihr Hauptzweck ist natürlich nicht die einer Touristenattraktion oder ein Dasein als Fotomotiv. Über lange Jahre hinweg war der Mandelanbau ein wichtiger Wirtschaftszweig für die Insel und auch heute noch findet Ihr viele Mandelprodukte und mallorquinische Köstlichkeiten, die aus der Frucht hergestellt werden. Diese reifen übrigens gemächlich und natürlich den Sommer über hinweg heran: Mandelbäume werden nicht gewässert. Im Herbst fallen die Früchte dann entweder selber vom Baum oder sie werden mit langen Stangen von den Ästen geschlagen. Die Früchte werden von zwei Schalen geschützt. Um an die Mandelkerne zu gelangen, wird die erste Schale entfernt und dann die harte, zweite Schale mit einem Stein aufgeklopft. In Fabriken macht man das mit Maschinen. Mandelschalen fallen auf Mallorca in so großen Mengen an, dass es früher sogar einmal Kraftwerk gab, das ausschließlich mit Mandelschalen beheizt wurde. Bis heute gibt es auf Mallorca Öfen, die speziell für das Heizen mit Mandelschalen geeignet sind.
Die Mandeln selber werden zu zahlreichen Produkten verarbeitet, wie zum Beispiel Mandelplätzchen, -schokolade und -likör. Schon einmal Mandelmilch oder -eis probiert? Wenn nicht hier, wo dann?! Aber auch in der mallorquinischen Küche trefft Ihr immer wieder auf die Mandel. Ganze Spanferkel werden mit ihr gefüllt, herzhafte Gerichte mit Knoblauch, Mandeln und anderen Zutaten gekocht, und nicht zu vergessen die beliebte mallorquinische Süßigkeit Turrón, die überwiegend aus Mandelkrokant besteht. Turrón gibt es in verschiedenen Sorten und hat auf Mallorca eine ähnliche Tradition und Bedeutung wie bei uns der weihnachtliche Lebkuchen.
Dabei wurde die Mallorca-Mandel aber auch zu einem wichtigen Export-Artikel. Die mallorquinische Mandelwirtschaft, die noch weitgehend in Handarbeit betrieben wird, musste sich gegen die harte Konkurrenz aus Kalifornien behaupten. Die dortige maschinelle Ernte und Verarbeitung ist wesentlich preisgünstiger. Mengenmäßig können die spanischen Früchte zwar längst nicht mehr mit den kalifornischen konkurrieren. Von der Qualität her sind sie aber immer noch unübertroffen.
Bereits seit Mitte des 20. Jahrhunderts ging die Bedeutung des Mandelanbaus auf Mallorca wegen der kalifornischen Konkurrenz stark zurück und die Mandelbäume dezimierten sich. Erst seit man merkte, dass die alljährliche Mandelbaumblüte auf Mallorca ein enormer Anziehungspunkt für Touristen ist, gelangte der traditionelle Mandelanbau zu einer neuen Blüte. Da die mallorquinischen Mandeln einen höheren Fett- und Zuckergehalt haben und demzufolge besser schmecken als die kalifornischen Sorten, schuf die „Asocoación para el Formento de la Almendra Mallorquina“ eine Qualitätsmarke für die mallorquinischen Mandeln. Die Mandeln, die besonders wohlschmeckend sind und daher auch hervorragend für Gebäckspezialitäten verwendet werden können, sind mit „Almendra Mallorquina“ (Ametlla mallorquina) gekennzeichnet.
Ein Parfüm aus Mandeln
Das aus Mandeln erzeugte Mandelöl wird häufig auch in der Pharmazie und der Lebensmittelindustrie eingesetzt. Eine außergewöhnliche Besonderheit ist die Herstellung eines Parfums aus Mandelblüten. In jedem Flakon, der die Produktion von „Flor d’Ametler“ in Inca verlässt, schwimmt eine Blüte, die per Hand mit viel Geduld und Geschick eingeführt wird. Sie ist so etwas wie das Markenzeichen der Düfte geworden. Der Erfinder dieses einzigartigen Parfüms wuchs in einer ländlichen Gegend der Insel auf. Eines Tages, als Bernardo Vallori unter den Mandelbäumen schlenderte und sich von ihrem Duft berauschen ließ, erinnerte er sich daran, wie seine Mutter und Großmutter ihre eigenen Parfüms herstellten. Sie weichten die empfindlichen Blumen zusammen mit Rosmarin, Lavendel, Salbei und Minze in Wasser ein. Er nahm sich vor, seine Kenntnisse und das Studium der Chemie dazu zu nutzen, um diesen Duft einzufangen. Da die Produktion sehr aufwändig ist und ganze zwei Jahre in Anspruch nimmt, steht das „Flor d’Ametler“ aber nur in begrenzter Menge zum Verkauf.
Die Zukunft der Mandelbäume
Mehrere Millionen Mandelbäume soll es auf Mallorca geben. Die Frage ist: Wie lange noch? Bedroht werden sie nämlich durch ein ähnliches Schicksal wie dem der von der Reblaus befallenen Weinstöcke, die sie einst ersetzten. In aktuellen Fall ist es jedoch ein Pilz, der den Bäumen zu schaffen macht. Besonders betroffen sind Mandelbäume in den Gemeinden Sant Llorenç, Son Servera und Manacor. Es wird geschätzt, dass rund 45.000 Bäume auf einer Fläche von 500 Hektar befallen sind. Im Landwirtschaftsministerium geht man davon aus, dass auf einer Fläche von 300 Hektar die Mandelbäume entfernt werden müssen. Im Oktober 2009 begann das Ministerium damit, den Pilzbefall mit einem Fungizid zu bekämpfen. Behandelt wurden zunächst Bäume, bei denen der Schädlingsbefall noch nicht weit fortgeschritten war, um sie so vor dem Absterben zu retten. Zudem sollte verhindert werden, dass sich der Pilz auf Bäume benachbarter Fincas ausbreitet.
Aber noch gibt es sie, die berühmten Mandelbäume von Mallorca und während Ihr diese Zeilen lest, entfaltet sich vermutlich gerade irgendwo eine neue Blüte auf der Insel und verzaubert ihre Betrachter. Also: Nichts wie hin auf die Sonneninsel und genießt die Vorboten des Frühlings!
Ein kleiner Trost, wenn Ihr es nicht mehr rechtzeitig schafft zur Mandelbaumblüte auf Mallorca: Bereits Anfang März beginnen die Orangen- und Zitronenbäume zu duften. Und das ist fast genau so schön!